Chronik

Ortsfeuerwehr Lichterfeld

 

85 Jahre - Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld

-Ein Rückblick-

 

„Nachdem die 1. Gemeindevertretung ... beschlossen hatte, in Lichterfeld eine freiwillige Feuerwehr einzurichten, wurde zu diesem Zwecke am 28.August 1925 im Müllerschen Gasthof zu Lichterfeld ... die Gründung der freiwilligen Feuerwehr für Lichterfeld N/L. mit 27 Stimmen beschlossen.“

 

Mit diesem Zitat aus dem Protokollbuch der freiwilligen Feuerwehr Lichterfeld begann vor 85 Jahren die Geschichte der Wehr. Im Laufe der Jahrzehnte gab es eine Vielzahl von Ereignissen, wobei an dieser Stelle nur an einige erinnert werden soll.

 

So stand nicht Lichterfeld mit der Gründung der Feuerwehr in den Schlagzeilen, sondern schon viele Jahre zuvor, als am 3. Juli 1874 ein Großbrand die Gemeinde fast komplett zerstörte. Schon damals holte der Spritzenmeister Robert Fladrich mit seinen Nachbarn die Spritze herbei, aber durch die Größe des Feuers hatten diese keine Möglichkeit das Feuer einzudämmen.

 

Seit der Gründung der Wehr haben viele Oberführer, Brandmeister, Wehrführer, Wehrleiter und Ortswehrführer die Wehr geleitet. Als erster Leiter der Wehr führte Oberführer Erich Lehmann von 1925 bis 1928 die Wehr, später folgte Oberführer und Brandmeister Paul Pietsch von 1928 bis 1938, 1938 bis 1946 Wehrführer Paul Vorwerk, Wehrführer Gotthold Richter übernahm das Amt von 1946 bis 1949, 1949 bis 1973 Wehrleiter Richard Fladrich, 1973 bis 1987 Wehrleiter Arno Lehmann, 1988 und 1989 Wehrleiter Hartmut Wober, 1990 bis 2010 Wehrführer und Ortswehrführer Michael Nadebohr und am 08.01.2010 übernahm Ortswehrführer Martin Russig die Leitung der Wehr. Neben den zuvor genannten Kameraden, den Leitern der Wehr, haben insgesamt 228 Kameraden Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr Lichterfeld geleistet, unter ihnen auch 23 Frauen. Dazu kommen noch 18 Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die 1994 gegründet wurde.

 

Als erstes Löschgerät stand der Wehr eine Handdruckspritze zur Verfügung. Die erste 400l DKW Tragkraftspritze bekam die Wehr im Jahre 1928. Diese wurde durch Spenden vom Jagdpächter Julius Schilling aus Leipzig, dem Gründer und Förderer der Wehr Ernst Hofmann und aus der Gemeindekasse finanziert. Am 3. März 1928 wurde die Lichterfelder Feuerwehr alarmiert, um ihre neue Motorspritze vom Bahnhof Klingmühl-Lichterfeld abzuholen und am Abend wurde diese bei einem Tanz gemütlich eingeweiht. Das erste Gerätehaus wurde in den Jahren 1927/28 errichtet.

 

Durch die neue Technik machte es sich erforderlich, noch im Jahre 1928 in der Gemeinde Lichterfeld drei Tiefbrunnen anzulegen. Einer befand sich an der Kreuzung Klingmühl-Gohra im südlichen Teil der Gemeinde, im nördlichen Teil vor Grundstück Nr.6 auf der Dorfstraße und im südöstlichen Teil der Gemeinde auf der Weggablung Klingmühl-Hildegard. Durch die zunehmende Wasserabsenkung durch die Grube Hellda war schon im Jahre 1934 ein Rückgang des Wasserspiegels zu verzeichnen. Eine neue Spritze mit 800l Wasser erhielt die Wehr im Jahre 1942. Mit der Neugündung der Wehr im Jahre 1946 durch die sowjetische Militäradministration standen der Wehr zwei Motorspritzen, 60m B-Schläuche, 250m C-Schläuche, eine Handdruckspritze, 14 Beilpicken, ein Steigerleine und 264,06 Mark Kassenvermögen zur Verfügung.

 

Einen neuen Tragkraftspritzenanhänger mit einer Tragkraftspritze TS8/8 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld im Jahr 1957. Durch den schnellen Rückgang des Grundwasserspiegels durch die nahenden Tagebaue, machte es sich erforderlich, 1979/80 die Feuerlöschteiche in Lichterfeld anzulegen. Die jüngste Errungenschaft an Technik ist das neue Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser, welches 1996 in Dienst gestellt und bei einem gemütlichen Beisammensein auf seinen damaligen Funkrufnamen „Florian Lichterfeld 48“ getauft wurde. Doch leider war zu dieser Zeit die Unterstellmöglichkeit arg begrenzt, so daß in den Jahren 1997/98 an alter Stelle das neue Feuerwehrgerätehaus errichtet wurde.

 

Durch Abriß des alten Mauerwerkes, Malerarbeiten im neuen Haus und durch zahlreiche sporadische Einsätze erbrachten die Kameraden der Wehr 1500 Stunden Arbeitsleistung beim Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses. Nicht nur die Einsatztechnik änderte sich, so auch die Alarmierungsmöglichkeit der Feuerwehr. Im Jahre 1926 wurden die ersten zwei Signalhörner (Trimolie-Hörner) und 1927 ein drittes Horn angeschafft. Zur Alarmierung der Kameraden zum Einsatz hatte die Wehr drei eigene Hornisten. Die Signalhörner haben ihren Dienst bis ins Jahr 1962 geleistet, dann wurden sie durch die Luftsirene abgelöst. Heute ist die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld für ihre Hilfeleistungen durch acht Meldeempfänger und der Sirene erreichbar.

 

Auf ihren ersten Einsatz mußte die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld einige Zeit warten. Dieser war erst am 10.2.1928 bei einem Backhausbrand in Schacksdorf, doch dieser war schon vor Eintreffen der Lichterfelder Wehr in Schacksdorf gelöscht. Wie man sieht mußte die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld auch schon damals in andere Orte ausrücken, um ihre Hilfeleistung anzubieten. An dieser Stelle sollen nicht an alle Einsätze und Übungen erwähnt werden, aber an Einige soll kurz erinnert werden.

 

Eine Bezirksübung fand 1932 in Lichterfeld mit den Wehren aus Gohra, Schacksdorf, Betten und Lieskau statt, wobei als Brandherd Stallgebäude und Scheune angenommen wurde. Ebenfalls im Jahre 1932 Brand in der Bäckerei Mehle in Theresienhütte und Großbrand bei Kliemann in Lichterfeld. Die Scheune wurde ein Opfer der Flammen. An die Wehr wurde von der Fam. Kliemann 25 Mark gestiftet. Durch die zunehmende Kriegsgefahr fand bereits 1934 die erste Luftschutzübung in Lichterfeld statt. Zu einem Brand in die Ziegelei rückte die Wehr 1935 aus. Diesmal war es nur ein Schuppenbrand, dagegen brannte 1941 das Ofenhaus der Ziegelei.

 

Das Wohnhaus in der Buschmühle wurde 1943 ein Opfer der Flammen. Mit Hilfe der Wehren aus Finsterwalde und Bergheide konnte das Feuer gelöscht werden. Die Nachkriegsjahre waren von vielen Feuerwehreinsätzen geprägt. So war die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld im Mai 1947 an 10 Tagen im Einsatz. Seit Anfang der fünfziger Jahre war die Feuerwehr Lichterfeld im Katstrophenschutzzug des Kreises integriert. Durch den Bau der Gleisanlagen der umliegenden Tagebaue kam es gerade in den fünfziger Jahren zu zahlreichen Bränden in diesem Bereich. Ein Großeinsatz der Freiwilligen Feuerwehr Lichterfeld war der Waldbrand im April 1960 in Grünhaus, dabei wurden 354ha Wald vernichtet, das einen damaligen Wert von 150TDM entsprach.

 

Durch diesen großen Waldbrand wurden in den sechziger Jahren viele vorbeugende Brandschutzmaßnahmen vorgenommen. So wurden entlang der Bahndämme die Brandschutzstreifen angelegt und bei Waldbrandwarnstufe „drei“ und „vier“ Streifenfahrten von jedem Haushalt in Lichterfeld durchgeführt. Der Streifendienst wurde mit Fahrrad und Spaten zweimal täglich ausgeführt. Er hat am Bettener Weg begonnen, alte Poststraße bis Ziegelei, Trafostation Grube Hellda, Grundstück Hallmann, Kabelweg, Seeteich rum, Schacksdorfer Tonbahn und Cottbusser Straße zurück. Der vorbeugende Brandschutz in den Wäldern zeigte gerade in den siebziger und achtziger Jahren Erfolg.

 

So mußte die Lichterfelder Freiwillige Feuerwehr nur zu wenigen Einsätzen ausrücken. Dennoch brachte das Jahr 1983 wieder einmal das Gegenteil zum Vorschein. Große Waldbrände durch extreme Trockenheit prägten das Gebiet von Lichterfeld. Im Juni wurden 30ha Wald am Töpferweg ein Opfer der Flammen, ein Waldbrand in der Nähe der Kiesgrube Pechhütte und ein Müllkippenbrand. Ein weiterer Waldbrand für zwei Tage im Juli 1983. Hochwasseralarm stand im März 1986 auf der Tagesordnung.

 

Durch Schneeschmelze und ergiebige Niederschläge standen in einigen Wohngrundstücken der Dorfstraße die Keller unter Wasser. Zum großen Waldbrand in Pechhütte 1992 wurde auch die Feuerwehr Lichterfeld alarmiert, allerdings ohne ihrer damaligen Technik. Sie rückte nur als Löschgruppe aus. Seitdem die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld im Besitz ihres neuen Feuerwehrfahrzeuges ist, zieht sich ihr Einzugsgebiet für Einsätze durch das gesamte Amtsgebiet „Kleine Elster/Niederlausitz“.

 

Zum ersten Mal kam das neue Fahrzeug am 16.06.1996 bei einem Waldbrand in der Gemarkung Ponnsdorf zum Einsatz. In den darauffolgenden Jahren waren inzwischen viele Einsätze, vom Waldbrand, Wohnhausbrand bis hin zur technischen Hilfeleistung. Ein trauriges Ereignis überschattete das Richtfest des neuen Feuerwehrgerätehauses 1997. Den hohen Stellenwert der Feuerwehr wird an diesem Tag jedem bewußt, denn zur Stunde des Richtfestes brennt nach einem schweren Zugunglück in Elsterwerda immer noch der Bahnhof, wobei ein Feuerwehrmann sein Leben lassen mußte.

 

Ihren Rekord an Alarmierungen hatte die Freiwillige Feuerwehr Lichterfeld im August 2000. So wurde die Wehr in der Zeit vom 8.8. bis 17.8. zu 14 Einsätzen alarmiert, davon sieben in oder in unmittelbarer Nähe unserer Großgemeinde Lichterfeld-Schacksdorf. Zur Jahrhundertflut der Elbe im Jahre 2002 waren sechs Kameraden unserer Wehr in der Nähe von Mühlberg am Deich von Martinskirchen im Einsatz. In den letzten Jahren wurden die technischen Hilfeleistungen immer mehr. Die Kameraden der Lichterfelder Feuerwehr waren bei Hochwasser in Saathain 2011 und Mühberg 2013. Einen Einsatz der ganz anderen Art unternahm die Löschgruppe 2004. Bei einem Feuerwehrausflug ging es für drei Tage in die Tschechische Republik.

 

Zu einer schönen Tradition sind die Amtsausscheide der Freiwilligen Feuerwehren des Amtes „Kleine Elster/Niederlausitz“ geworden. Dabei richteten die Kameraden unserer Wehr den 1. Amtsausscheid 1995, den 6. Amtsausscheid 2000, den 13. Amtsausscheid 2007 und den 16. Amtsausscheid 2010 in Lichterfeld aus.

 

Durch unsere Kameraden der Wehr und Sponsoren wurde eine Sitzbank am Feuerwehrgerätehaus finanziert, welche am 21.08.2010 durch ein Richtfest eingeweiht wurde.

 

Zu einer weiteren Attraktion zum Jahresende sind die jährlichen Weihnachtsmärkte mit dem Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr Lichterfeld geworden, welcher erstmals 2002 stattfand. Zur Pflege des historischen Brauchtums in unserer Gemeinde organisiert unsere Wehr das jährliche Zampern, den Fastnachtstanz und das Osterfeuer.

 

Für das Jahr 2014 ist wieder ein Feuerwehrausflug in die Tschechei geplant.